Was unser Verstand nicht erfassen kann – exponentielles rechnen, Beispiel 2
Gemäss einer alten Legende war ein König so sehr vom Schachspiel begeistert, dass er den Erfinder des Spiels zu sich an den Königshof rufen liess. Er wollte diesem eine Belohnung geben für die vortreffliche Erfindung. Er sei reich und mächtig genug, ihm jeden Wunsch zu erfüllen.
Der Erfinder schwieg eine Weile und dachte nach. Dann bat er den König um ein einziges Reiskorn auf dem ersten Feld des Schachbretts. Der König lachte und fragte ihn, ob das wirklich alles sei, er könne sich doch mehr wünschen? Da antwortete der Mann, er hätte gerne auf dem zweiten Felde zwei Reiskörner, auf dem dritten vier, auf dem vierten acht, auf dem fünften Feld sechzehn Reiskörner usw.
Der König war verärgert, weil er dachte, der Erfinder halte ihn für zu arm oder zu geizig. Er schickte den Erfinder des Schachspiels aus dem Palast hinaus und liess ihn am Tor warten. Dorthin würde man ihm seinen Reis bringen.
Da bemerkte sein Hofmathematiker, dass es im gesamten Königreiche nicht genug Reis gäbe, um den Wunsch des Erfinders zu erfüllen. Ja, dass es auf der gesamten Welt nicht so viel Reis gäbe.
Auflösung
Auf den 64 Feldern des Schachbretts würden insgesamt 18’446’744’073’709’551’615 Reiskörner liegen (18 Trillionen, 446 Billiarden, 744 Billionen, 39 Milliarden, 484 Millionen, 29 Tausend, 952). Umgerechnet 553’402’322’211 Tonnen Reis.
Die aktuelle, weltweite Erntemenge pro Jahr beträgt 742’541’804 Tonnen.
Auf dem Schachbrett würde somit das 745-fache der Welternte an Reis liegen.
Man muss schon etwas wissen, um verbergen zu können, dass man nichts weiss.
Marie von Ebner-Eschenbach